Der Bundestag muss menschlich werden!

18. August 2021

Gabriele Ermen

Menschlichkeit macht den Unterschied

Wenn Sie die Wahl haben, wem möchten Sie Ihr Leben anvertrauen?

  • Einem Bürokraten, der sich an Paragraphen festhält, um ja nichts falsch zu machen?
  • Oder einem Menschen mit gesundem Menschenverstand, der mit Herz bei der Sache ist? Der bei allen Konflikten die für alle Seiten bestmögliche Lösung sucht?
Ich habe bewusst das Wort "Bürokrat" benutzt, obwohl ich in dieser rhetorischen Frage eigentlich "Politiker" meinte. (Ich entschuldige mich auch von ganzem Herzen bei jenen Beamten und Verwaltungsangestellten, die nach ihrem Gewissen zum Wohle der von ihnen Verwalteten entscheiden.) 
Ich habe das Wort "Bürokrat" deshalb gewählt, weil ich darstellen wollte, wie ich viele Parlamentarier empfinde. (Wussten Sie, dass 80% der bundesdeutschen Parlamentarier Beamte sind?)
Sie werden so mit Lobbyisten-Anfragen, Experten-Meinungen, Vorgaben der EU, terminlichem Druck, etc. herausgefordert, dass viele anscheinend recht froh sind, dass sie bei Gesetzesbeschlüssen einfach so abstimmen dürfen, wie es ihre Partei ihnen vorgibt. Ich halte das für zutiefst unmenschlich.
Gerade weil die meisten der Parlamentarier von jungen Jahren an durch ihre ganze Politkarriere hinweg darauf trainiert wurden, mit dieser Art der Entscheidung zurechtzukommen, haben viele von ihnen Werte entwickelt, die mehr mit Status, Macht und Geld zu tun haben als mit Herzensgüte und Menschlichkeit. Das kann ich gut verstehen.

Mein Weg vom Kopf ins Herz

Die ersten 30 Jahre meines Lebens war ich ein sehr rationaler Mensch. Am Ende meines Informatik-Studiums hatte ich nur noch Zahlen und Algorithmen in meinem Kopf und habe den Rest meines Körpers nur noch sehr vage wahrgenommen.
Ich glaube, so geht es sehr vielen Akademikern. Je mehr logisches Wissen wir aufnehmen, desto schwieriger wird es, Kontakt zu unserem Herzen zu halten.
Als Informatikerin habe ich in der Business-Analyse und Qualitätssicherung bei der Software-Erstellung in einer großen deutschen Bank gearbeitet.
Danach bin zu einem der fünf weltweit größten IT-Consulting-Unternehmen gewechselt - und in eine tiefe Sinnkrise geraten. Warum soll ich meine Arbeitskraft und Lebenszeit dafür opfern, dass irgendwelche Banken und Versicherungen immer reicher und reicher werden?
Damals wuchs in mir der Wunsch, lieber mit Menschen als mit Zahlen zu arbeiten. So wurde ich Heilpraktikerin. 
Erst dann habe gemerkt, was mir in meinem Leben fehlt. Nämlich vor allem das, was in der rechten Gehirnhälfte stattfindet: Kreativität, Vertrauen, Intuition, inneres Gefühl und der Überblick über das große Ganze. 
Ich habe drei Jahre Ausbildung gebraucht, bis ich diese Fähigkeiten einigermaßen so entwickelt hatte, dass ich mit Patienten arbeiten konnte!
Seitdem sind 16 Jahre vergangen und mein Einfühlungsvermögen ist immer feiner geworden. In der Kombination mit meiner Begabung, Prozesse und Strukturen zu analysieren und Schwachstellen in Programmen zu finden, hat mich das in die Lage versetzt, genau hinzuhören, wenn Politiker etwas sagen.
Ich merke, dass viele Politiker etwas anderes denken als sie sagen. Und dass sie gar nicht mit ihrem Herzen verbunden sind. 
Ich will gar nicht beurteilen, ob sie dadurch schlechtere Menschen sind. Wer wäre ich, das zu tun? Ich war doch schließlich auch einmal so!
Aber genau deshalb weiß ich, dass diese Politiker jemanden brauchen, der ihnen einen Spiegel vorhält. Der sie daran erinnert, dass nicht nur Zahlen wichtig sind, sondern auch Gefühle. Besonders die Gefühle und das Wohlbefinden der Bürger, die sie vertreten.
Der ihnen dreiste Fragen stellt und sie erst einmal an die Sorgen, Nöte, Wünsche und Bedürfnisse der Bürger erinnert. Einfach um ein gesundes Gegengewicht zu schaffen zu den Forderungen der Lobbyisten. Und im zweiten Schritt muss der Bürger-Lobby steter Kontakt zu allen Parlamentariern gewährt werden.
Denn sind wir doch mal realistisch: Die Parlamentarier und ihre Mitarbeiter werden alle von unseren Steuern bezahlt. Sie sind quasi unsere Angestellten
Als Angestellter bin ich verpflichtet, immer zum Wohle meines Arbeitgebers zu handeln. Tue ich das nicht, muss ich mit meiner fristlosen Kündigung rechnen!

Das wird meine Funktion im Parlament sein!

Ich sehe meine Aufgabe darin, sehr kritische Fragen im Parlament zu stellen. Kleine und große Anfragen einzubringen und damit nach und nach die realitätsfremden Machenschaften aufzudecken. Korruption, aufgeblähte Strukturen, Steuerverschwendung. Man wird mich nicht lieben, aber da muss ich durch!
Denn der Bundestag muss menschlich werden!
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